Ein umfassendes Gesundheitsnetz im ehemaligen Spital Münsingen soll die medizinische Grundversorgung der Region langfristig sichern. Nach einer detaillierten Analyse der aktuellen Gesundheitsversorgung wird das Vorhaben konkret. Nun suchen die Projektverantwortlichen den Kontakt zu interessierten Leistungserbringern.
Mitte Oktober 2024 lancierte die Gemeinde Münsingen das Projekt eines integrierten Gesundheitsnetzes im ehemaligen Spital. Es soll verschiedene medizinische Leistungen effizient verknüpfen, konkret die ambulante und spitalnahe Versorgung, die Hausarztmedizin und spezialisierte Fachgebiete sowie die Disziplinen Akutsomatik, Psychiatrie, Rehabilitation und Langzeitpflege. Im Fokus stehen dabei die Hausarztmedizin mit Walk-In-Angebot und ein offenes Operationszentrum für ambulante Eingriffe, die heute teilweise noch stationär erfolgen.
«Mit diesen Leistungen können wir Angebotslücken schliessen und die medizinische Grundversorgung im Aare-, Gürbe- und Emmental nachhaltig sichern», sagt Beat Moser, Gemeindepräsident von Münsingen. Zudem könnte das seit Sommer 2023 beinahe leerstehende Spital optimal genutzt werden. Die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern (GSI) und der Verein «Förderung der medizinischen Grundversorgung im Raum Aaretal» unterstützen das Projekt.
In den letzten Monaten erhob die beauftragte Projektleitung die Ist-Situation der medizinischen Versorgung in der Region. Sie befragte mit einer Umfrage und in diversen Gesprächen die Gemeinden und Gesundheitsdienstleistenden im Aare-, Gürbe- und Emmental. Zudem klärte sie, inwiefern sich die Gebäude und Infrastruktur des ehemaligen Spitals Münsingen für die erhobenen Bedürfnisse eignen. Die Befragung zeigte deutlich, dass insbesondere in der Haus- und Kinderarztmedizin eine Unterversorgung besteht. Bestätigt wurde auch, was den aktuellen Herausforderungen entgegenwirken kann: eine Versorgung mit einem Walk-in-Angebot (in Ergänzung zu den regional üblichen Praxisöffnungszeiten), eine zunehmende Ambulantisierung und der stärkere Einbezug des nichtärztlichen Personals. Durch den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel drängen sich effiziente Lösungen wie das integrierte Gesundheitsnetz auf.
«Die Erkenntnisse aus der Bedarfs- und Potentialanalyse bestärken uns in unserem Vorhaben», so Gemeindepräsident Beat Moser. «Wir entwarfen ein bedarfsgerechtes und zukunftsorientiertes Gesundheitsmodell für die gesamte Region.» Ein geschärftes und breit abgestütztes Zielbild beschreibt die vorgesehene Entwicklung. Innert einem Jahr ab Start der Umsetzung sollen ein Ärztezentrum mit 3 bis 5 Hausärztinnen und -ärzten und ein einfaches Walk-In-Angebot entstehen. Dieses entwickelt sich in maximal drei Jahren zum Gesundheitszentrum mit 5 bis 8 Hausärztinnen und -ärzten, diversen medizinischen Disziplinen wie Pädiatrie, Gynäkologie und Psychiatrie, einem umfassenden Walk-In und einem ambulanten Operationszentrum. Für das OP-Zentrum eignet sich die Infrastruktur im eingeschossigen Gebäude des ehemals neuen Spitals. In einer letzten Phase werden schliesslich Betreuungsmöglichkeiten sowie Leistungen der Präventivmedizin, der Rehabilitation und der Langzeitpflege Teil des Angebots. «Alle Leistungen werden wohnortsnah und umgehend an einem zentralen Ort geboten und sind gut aufeinander abgestimmt. Das führt zu einer neuen Effizienz in der Gesundheitsversorgung», ist Beat Moser überzeugt.
Das integrierte Gesundheitsnetz nimmt bestehende, gut funktionierende Angebote auf und ergänzt sie optimal. Das neue Angebot erfolgt niederschwellig, wirkt als Drehscheibe verschiedener Leistungen und sorgt für eine koordinierte medizinische und pflegerische Versorgung. Das effiziente Modell bietet Ärztinnen und Ärzten ein attraktives Umfeld und zeitgemässe Arbeitsbedingungen. «Nun suchen wir den Kontakt zu Gesundheitsdienstleistenden (Ärztinnen und Ärzten, Zentren, Spitälern etc.), die sich im Gesundheitszentrum engagieren und einbringen möchten. Bereits erste Interessenten und Mitstreiter durften wir gewinnen», halten Beat Moser und Jürg Marti erfreut fest. Zudem können sich Interessierte unverbindlich für detailliertere Informationen und erste Gespräche melden. Parallel zur Gewinnung von Leistungspartnern laufen weitere Arbeiten zur Umnutzung der Spitalgebäude und zur Frage der zukünftigen Grundeigentümerschaft des Areals und zur künftigen Betriebsorganisation.
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Beat Moser, Gemeindepräsident Münsingen, E-Mail
Jürg Marti, beauftragter Projektleiter, MMC Partners GmbH, E-Mail